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KI-Copilot für die Elektrokonstruktion

By 03. Februar 2025Februar 7th, 2025Fachartikel, KI in der Elektrokonstruktion

Artikel in der IT&Production Februar 2025

Kosten- und Termindruck, komplexe Projekte, Fachkräftemangel: Die Elektrokonstruktion steht vor vielfältigen Herausforderungen. Unternehmen suchen daher ständig nach neuen Wegen, ihre Arbeitsabläufe zu optimieren. Mit Electrix AI hat WSCAD die nach eigenen Angaben weltweit erste ECAD-Software mit KI-Assistenten auf den Markt gebracht.

Die Elektrokonstruktion ist traditionell ein zeitaufwendiger und arbeitsintensiver Bereich. Konstrukteure müssen zahlreiche komplexe Aufgaben manuell ausführen. Klassische Beispiele sind die Erstellung von Materiallisten, das Platzieren von Makros oder die Suche nach Bauteilen. Diese Schritte tragen nicht direkt zur Wertschöpfung bei. Sie sind zudem anfällig für menschliche Fehler. Gleichzeitig verschärft der Fachkräftemangel die Situation: Unternehmen haben Schwierigkeiten, genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden, um die steigende Arbeitslast zu bewältigen. So zeigt eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA), dass in der Metall- und Elektroindustrie im Juni 2022 bundesweit rund 110.000 Fachkräfte fehlten. Eines der betroffenen Berufsfelder war laut KOFA der Bereich ‚technische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe‘. 20 Prozent der offenen Stellen in diesem Sektor konnten seinerzeit nicht besetzt werden. Sicherlich hat sich diese Situation bis heute nicht verbessert, sondern eher noch zugespitzt. Hier setzt Electrix AI an. Die ECAD-Software nutzt künstliche Intelligenz, um wiederkehrende Aufgaben zu automatisieren und Arbeitsprozesse zu optimieren. Das Ergebnis ist eine deutlich Effizienzsteigerung bei der Konstrukteursarbeit.

Sprachbefehle möglich

Im Zentrum der neuen Anwendung steht der AI-Copilot, ein digitaler Assistent, der bei der Elektrokonstruktion unterstützt. Gesteuert wird er über einfache Text- oder Sprachbefehle, die die KI in Aktionen umsetzt. Diese Benutzerführung soll Electrix AI für Experten und Gelegenheitsanwender zugänglich machen. Ein Beispiel: Das Erstellen einer Materialliste, das früher zahlreiche Klicks und mehrere Minuten in Anspruch nahm, erfolgt jetzt mit einem einzigen Befehl wie ‚Erstelle eine Materialliste‘. Innerhalb von Sekunden liegt das Ergebnis vor. Ebenso deutlich ist die Effizienzsteigerung beim Platzieren von Makros: Ein Vorgang, der bei manueller Herangehensweise bis zu fünf Minuten dauern kann, soll mit dem Assistenten nur noch 15 Sekunden dauern. Weiterhin ermöglicht die KI die Analyse und Fehlererkennung: Der AI-Copilot kann Projekte in Sekundenschnelle prüfen und Schwachstellen identifizieren. Damit kann die Software nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Qualität der Konstruktionen erhöhen.

Bild 1
Anstelle viele einzelne Klicks durchzuführen und wissen zu müssen, wie die Software bedient wird, reicht der KI der Befehl ‘Erstelle Materialliste’.

Unterstützung für Experten

Das System ist auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzergruppen zugeschnitten. Für erfahrene Konstrukteure bietet die Software die Möglichkeit, komplexe Aufgaben zügig zu erledigen. So können beispielsweise mehrere Kommandos hintereinander ausgeführt werden: ‚Platziere die Makros CPU, SPS-DA, SPS-DE und SPS-Potenziale auf eine neue Seite. Erstelle dann den Klemmenplan und die Materialliste als Excel-Datei mit Artikelnummer, Anzahl und Hersteller.‘ Ebenso kann die KI Rechercheaufgaben übernehmen, etwa die Suche nach einer bestimmten Komponente mit dem Befehl ‚In welchem Projekt habe ich zuletzt Bauteil 0815 verwendet?‘ Der Copilot kann sodann binnen weniger Augenblicke den Projektnamen und das Datum der letzten Änderung anzeigen. Auf Wunsch wird das Projekt direkt geöffnet.

Support für Unerfahrene

Auch Gelegenheitsnutzer sollen von der Bedienung profitieren. Durch vorgefertigte Beispiel-Prompts und der Möglichkeit, den AI-Copiloten direkt zu fragen oder zu beauftragen (‚Wie schalte ich den Fang ein?‘ oder ‚Platziere das Makro XY auf die Seite ZZ‘), können weniger erfahrene Mitarbeiter anspruchsvollere Aufgaben erfüllen. Das Tool soll damit in zweierlei Hinsicht gegen den Fachkräftemangel im Engineering wirken. Denn einerseits sparen Experten durch die Automatisierung und Unterstützung Zeit. Auf der anderen Seite können Beschäftigte mit geringeren Fachkenntnissen nun bestimmte Expertenaufgaben übernehmen.

Fehlerprüfung und Qualitätssicherung

Eine wesentliche Herausforderung bei der Elektrokonstruktion ist die Fehlerprüfung. Gerade in Projekten, die aus verschiedenen Vorlagen zusammengeführt werden, können leicht Fehler entstehen, die den gesamten Ablauf beeinträchtigen. Electrix AI soll dieses Problem lösen, indem die Software Schaltpläne nach typischen Fehlern wie offenen Verbindungen, fehlenden Artikelzuweisungen oder unvollständigen Klemmenplänen durchsucht. Das Kommando ‚Finde die Fehler in diesem Projekt‘ genügt, und der AI-Copilot liefert eine Analyse der Arbeit.

Datenschutz wurde bedacht

Bei der Nutzung öffentlich zugänglicher KI-Systeme wie ChatGPT, bei den Informationen auf US-Servern gespeichert werden, werden regelmäßig Bedenken zum Datenschutz geäußert. Die Software von WSCAD-Software hingegen speichert keine personenbezogene Daten und auch keine Projekte. Sie arbeitet zudem mit einer End-to-End-Verschlüsselung. Die IP-Adresse des Anwenders wird versteckt. Zusätzlich werden Chat-Verläufe nach jeder Sitzung automatisch gelöscht, um sensible Informationen zu schützen.

Beginn einer Transformation

Moderne KI-Systeme lösen mehrere drängende Probleme im Engineering-Bereich von Unternehmen. Allen voran entlasten sie die vorhandenen Fachkräfte, indem sie zeitaufwendige Aufgaben vollständig übernehmen und auch kleinere Schritte im Arbeitsalltag automatisieren. Zudem versetzen sie Mitarbeitende mit weniger Knowhow in die Lage, Ingenieure zu unterstützen und zu entlasten. Gleichzeitig können Prozesse beschleunigt werden, wodurch Projekte schneller abgeschlossen und neue Produkte in kürzerer Zeit auf den Markt gebracht werden können. Die automatisierte Fehlersuche verspricht hingegen eine höhere Qualität der Ergebnisse. Kurzum: Künstliche Intelligenz hat transformatives Potenzial für die Elektrokonstruktion. Sie wird die Arbeitsweise in Engineering-Teams nachhaltig verändern. Insofern lohnt es sich, die Entwicklung genau im Blick zu behalten und frühzeitig die Einsatzmöglichkeiten im eigenen Unternehmen zu evaluieren.

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